Grundsätzlich gilt, dass die Wirtschaft nur wächst, wenn Gewinne reinvestiert und nicht sofort an die jeweiligen Eigentümer ausbezahlt werden. Parallel mit der Wirtschaft wächst, dann natürlich auch das Unternehmen auf lange Sicht. Wird etwas Geduld aufgebracht, profitiert schlussendlich also jeder, und Gewinne werden nicht nur abgesichert, sondern bei sorgfältiger Betriebsführung meist auch noch vermehrt.
Diese Vorteile sind Grund genug, um dieses Thema im Folgenden genauer zu beleuchten. Dafür soll jedoch nicht nur auf die Strategie der Reinvestition in Bezug auf Unternehmen eingegangen werden. Auch beim Handel mit Aktien führt dies nämlich zu langfristigen Gewinnabsicherungen und schlussendlich zu größeren Erfolgen, weswegen auch dies eines der relevanten Themen der Reinvestition darstellt.
Die richtige Unternehmensführung
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet Reinvestieren?
Reinvestieren bedeutet, dass aus der Wirtschaftsführung des Unternehmens frei werdende Einnahmen wieder in dieses investiert werden. Die Unternehmensführung muss sich also, wenn ein Überschuss erzielt wird, zwischen zwei Szenarien entscheiden. Die Gewinne werden entweder an die Eigentümer ausbezahlt oder wieder in das Geschäft investiert, um dieses zu verbessern.
Statistiken der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2013 zeigen, dass die meisten Betriebe sich für eine sehr hohe Gewinnausschüttung entscheiden. Dies ist gerade in wirtschaftlich instabilen Zeiten wie der vorherrschenden äußerst besorgniserregend, da es wichtig ist, den Betrieb durch Eigenkapital zu stärken und nicht durch eventuell notwendiges Fremdkapital zu schwächen.
Tipps zur sinnvollen Reinvestition
- Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass unbrauchbar gewordene Betriebsmittel ersetzt werden, wie Maschinen, Anlagen und Gebäude. Dadurch wird schlussendlich die Kapazität erweitert und es kommt langfristig zu einer Gewinnsteigerung.
- Ebenfalls lohnend sind immaterielle Investitionen. Populär hierbei sind beispielsweise weiterbildende Maßnahmen für Mitarbeiter oder auch das Anbieten von Ausbildungsmaßnahmen, wie in etwa Lehrstellen. Dadurch werden Mitarbeiter motiviert, sich längerfristig ans Unternehmen zu binden. Eine hohe Anzahl an Fachkräften sorgt zusätzlich für einen guten Ruf des Unternehmens und steigert die Aussicht auf wirtschaftlichen Erfolg und höhere Einnahmen.
Eine andere Art der immateriellen Investition stellen Gewinne da, die dazu genutzt werden, um Werbung für den Betrieb zu finanzieren. Von einem gesteigerten Bekanntheitsgrad wird ebenfalls langfristig profitiert. - Ein weiteres Stichwort ist: Zukunftsinvestments. Gelder, die in Forschung, Entwicklung und Innovation fließen, sind niemals verschwendet. Sie bringen dem Betrieb meist einen langfristigen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Wer mit innovativen Produkten überzeugt, gehört in der Regel zu den Marktführern. Gerade hierbei heißt es jedoch Geduld aufzubringen. Bis erste Forschungsergebnisse vorliegen, die dem Betrieb tatsächlich nutzen, kann es mitunter lange dauern. Das Durchhaltevermögen wird schlussendlich jedoch fast immer mit hohen Renditen belohnt.
Ein Kommentar der Arbeiterkammer und die dahinterstehenden Statistiken beweisen, dass grundsätzlich genügend Geld für diese Investitionen vorhanden wären, diese jedoch nicht genutzt werden. Stattdessen wird an die Eigentümer ausbezahlt, was zur Folge hat, dass der Unternehmenswert nicht gesteigert werden kann, obwohl die Möglichkeit hierfür bestünde.
Die Vorteile der Reinvestition
Vermeidung von Fremdkapital
Durch die Reinvestition von Gewinnen wird ein gesteigerter Bedarf an Fremdkapital des Unternehmens vermieden. Fremdkapital ist teuer, da es samt Zinsen wieder abbezahlt werden muss. Dies führt natürlich zwangsweise dazu, dass zukünftige Überschüsse des Unternehmens dazu genutzt werden müssen, um das Fremdkapital zu finanzieren, eine Ausgabe die bei genutztem Eigenkapital nicht anfällt.
Ein großer Anteil an fremdem Kapital kann zusätzlich die finanzielle Gesundheit des Unternehmens gefährden.
Eine hohe Eigenkapitalquote sorgt zudem für eine hohe Bonität und ein damit verbundenes höheres Rating des Unternehmens.
Verlust von Kontrollrechten
Ist man auf fremde Investoren angewiesen, die ihr Kapital mit in den Betrieb bringen sollen, so zieht das auch eine Verwässerung des Eigentums am Betrieb nach sich. Werden beispielsweise Aktien gekauft, hat dieses externe Kapital zur Folge, dass Miteigentumsrechte Fremder am Unternehmen bestehen.
Vertrauen in den Unternehmenserfolg steigt
Wer seine eigenen Ressourcen wieder in den Betrieb steckt, zeigt zudem, dass an den Erfolg desselben glaubt. Dies begünstigt dann auch den Stand des Unternehmens am Aktienmarkt, da eventuelle Aktionäre nicht annehmen, dass die Eigentümer selbst in einen instabilen Betrieb investieren würden. Werden die Gewinne allerdings sofort ausgeschüttet, fördert das die Annahme der wahrscheinlichen Kurzlebigkeit des Betriebes, was eine Investition für außenstehende Personen weniger attraktiv macht.
Die Nachteile der Reinvestition
Explizite Nachteile bringt die Reinvestition eigentlich keine mit, da sie ja dafür sorgt, dass Gewinne abgesichert werden und sich langfristig vermehren. Problematisch ist allerdings die Tatsache, dass sich gerade Kleinunternehmer die Reinvestition eines großen Teiles ihres Gewinnes schlichtweg nicht leisten können. Wer vom eigenen Betrieb lebt, der auch die einzige Einnahmequelle darstellt, der ist auf eine Ausschüttung der Überschüsse finanziell angewiesen. Somit ist die Reinvestition ein Luxus, den nicht jeder aufbringen kann.
Gewinnthesaurierung
Dieser Begriff kommt aus dem Rechnungswesen und bezieht sich auf bilanzielle Maßnahmen, die eine Gewinnausschüttung vermeiden sollen. Ganz allgemein ist also das Ziel derselben die Einbehaltung von Gewinnen im Betrieb.
Ob ein Unternehmen die Euro dann reinvestiert oder ausbezahlt, hängt zu einem großen Teil auch von den steuerlichen Vorschriften ab. Werden Gewinnthesaurierungen steuerlich begünstigt, so bietet das einen ganz besonderen Anreiz für den Unternehmer zu reinvestieren.
Steuerliche Rahmenbedingungen
Grundsätzlich wird die Gewinnthesaurierung bei Personengesellschaften steuerlich gefördert. Ein beliebig großer Teil des nicht entnommenen Gewinnes kann nämlich auf Antrag mit einem ermäßigten Einkommenssteuersatz von 28,25 % versteuert werden. Beachtet werden muss allerdings, dass der Gewinn (natürlich abzüglich der vorher bezahlten Steuern) – sollte dieser dann später Entnommen werden wollen – mit einer Abgeltungssteuer von 25 % belastet wird. Dies hat zur Folge, dass die Steuerbelastung insgesamt steigt. Jedoch soll hier trotzdem der insgesamt besehende Steuervorteil betont werden, da ja die Steuer sozusagen gestundet, also die Fälligkeit verzögert, wird. Hieraus ergibt sich ein Zinsvorteil, der dann ins Gewicht fällt, wenn das thesaurierte Geld über eine längere Zeit im Unternehmen bleibt.
Dieser Thesaurierungsbegünstigung steht die verwendungsunabhängige Besteuerung von Gewinnen entgegen, wie es bei Kapitalgesellschaften der Fall ist. Hier besteht ein einheitlicher Steuersatz für Gewinne, weswegen der Steuersetzgeber die Verwendung der Überschüsse vollkommen unbeeinflusst lässt. Es muss sich der Unternehmer also wieder selbst die langfristigen Vorteile für die Stärkung des Betriebes und eine längerfristige Absicherung der Gewinne vor Augen führen.
Reinvestierte Gewinne der Tochtergesellschaft
Wird eine Tochtergesellschaft eines Unternehmens von ausländischen Investoren beherrscht, so ist eine weitere Option der Reinvestition von Eigenkapital die, dass der Gewinn der Investoren sofort wieder in die Gesellschaft fließt. Hierfür werden von den Erträgen der Tochtergesellschaft zunächst die Steuern abgezogen sowie die Dividende an den ausländischen Investor ausbezahlt. Diese Dividenden werden dann sofort wieder investiert. Tatsächlich handelt es sich jedoch um rein fiktive Transaktionen, die nicht wirklich stattfinden, weswegen hier auch von „einbehaltenen Gewinnen“ gesprochen wird.
Auch hier wurde also das große Potential erkannt, das hinter der Reinvestition von Gewinnen steckt. Bei dieser Strategie wird ja tatsächlich nichts anderes gemacht, auch wenn das hinter dem Deckschirm der Dividendenauszahlung passiert.
Aktienmarkt
Das Reinvestieren von Gewinnen macht sich nicht nur für Unternehmer bezahlt, sondern hat sich auch am Aktienmarkt als äußerst erfolgreich bewiesen. Es handelt sich hierbei um eine Anlagestrategie, mit Hilfe derer Gewinne abgesichert und vermehrt werden. Auch diese Art der Reinvestition erfordert allerdings Geduld, bevor sich langfristig Erfolge einstellen.
Ein Beispiel sind hier die Investitionsstrategien von Lebensversicherungen, deren Ziel primär der Kapitalerhalt ist. Da Lebensversicherungen mit einem Deckungskapital arbeiten, was bedeutet dass der Sparanteil so hoch ist, dass dieser unter der Annahme einer konservativ geschätzten Verzinsung am Ende der Laufzeit die Deckungssumme erreicht.
Mit dem restlichen Kapital wird am Aktienmarkt investiert, um so eine zusätzliche Rendite für die Versicherungsnehmer zu generieren. Dabei werden 90% der Gewinne an den Versicherungsnehmer ausgeschüttet.
Dividenden Reinvestment Plans (DRIPs)
Bei dieser Strategie sollten zunächst Aktien von etwa 10 dividendenstarken Firmen erworben werden. Die nach einem Jahr ausgeschütteten Dividenden werden dann sofort, ohne dass sie ausbezahlt werden, wieder investiert. Hierfür werden meist von einzelnen Aktiengesellschaften provisionsfrei Programme angeboten, die die Dividendenzahlungen automatisch wieder in neue Aktien investieren. Das Aktienpotential sollte so also Jahr für Jahr erweitert werden. Um dies zu begünstigen, kann zudem einmal jährlich Geld auf das Aktienkonto einbezahlt werden, womit dann nochmal zusätzliche Aktien erworben werden.
Im Laufe der Zeit sollte das Aktienportfolio immer wieder überprüft werden und renditeschwache Aktien müssen abgestoßen werden. Grundsätzlich gilt bei dieser Strategie, dass auch bei kurzfristigen Kursverlusten die Nerven bewahrt werden müssen, denn schlussendlich stellen sich mit großer Sicherheit hohe Gewinne ein, von denen langfristig profitiert wird.
Die Reinvestition von Gewinnen überzeugt also auf unterschiedlichen Gebieten. Es werden sowohl von Unternehmern als auch von Aktionären langfristig höhere Gewinne erzielt. Gerade bei Firmen hat die Investition von Gewinnen ins Anlagevermögen zusätzlich eine gewinnabsichernde Wirkung. Vor allem für neue Unternehmen und Betriebe heißt das allerdings Geduld aufbringen, denn während der ersten Jahre ist eine Ausschüttung eines großen Teiles des Überschusses nicht zu empfehlen. Um den Absatz langfristig zu erhöhen, muss vorerst reinvestiert werden. Besonders wichtig ist diese Strategie in schlechten Wirtschaftszeiten. Geht der Verkaufswert des Unternehmens zurück und sinkt zudem der erwirtschaftete Gewinn, ist es Sache der Buchhaltung sowie der Kalkulatoren unter Zugrundelegung notwendiger Informationen über den prozentualen Anteil des Geldes zu entscheide, das reinvestiert werden soll. Auf die Frage, wie Gewinne sinnvoll genutzt werden können, gibt es schlussendlich also nur eine Antwort: Reinvestieren!
Quellen:
http://www.investor-verlag.de/boersenwissen/reinvestition-von-dividenden/
http://www.juramagazin.de/reinvestition0
http://www.tagesgeld.info/informationen/geldanlage-bei-lebensversicherungen/
http://de.wikipedia.org/wiki/Gewinnthesaurierung